Heute vor 50 Jahren: Ein Friedensabkommen für Vietnam

 

Bild (pixabay): Da die US-Truppen gegen eine Befreiungsbewegung kämpften, die von einem großen Teil der vietnamesischen Bevölkerung unterstützt wurde, sahen sie sich oft gezwungen, die Häuser und Vorräte der Zivilbevölkerung abzubrennen, um den Kämpfern die Lebensgrundlage zu entziehen.

Ende der Kolonialherrschaft?

Alle Menschen sind gleich geschaffen. Sie sind von ihrem Schöpfer mit unveräußerlichen Rechten ausgestattet, zu denen Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören.“

Wer solche Ansichten verbreitet, muss ein übler Kommunist sein. Zumindest, wenn man der Logik der US-Regierung nach dem zweiten Weltkrieg folgt. Zwar ziert der zitierte Satz ziemlich wortgleich auch die US-Verfassung, doch was macht das schon, wenn der Satz von Ho Chi Minh an den Beginn der Unabhängigkeitserklärung Vietnams geschrieben wurde? Ho Chi Minh wollte schließlich den Bauern politischen Einfluss verschaffen, wozu eine Landreform gehörte, außerdem kämpfte er für die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie die Überwindung des Kolonialismus. Also ein übler Kommunist, oder?

In was für einer Welt wirkte Ho? Vietnam, ein Jahrhunderte lang geknechtetes Land, erst unter chinesischer Vorherrschaft, dann seit Mitte des 19. Jh. als französische Kolonie „Indochina“ (Vietnam, Laos, Kambodscha), spürte nach dem zweiten Weltkrieg, als viele der großen Kolonialmächte merkten, dass sie ihre Kolonien nicht mehr halten konnten, endlich den Hauch der Freiheit. Die lokale Befreiungsbewegung wurde als Viet Minh („Liga für die Unabhängigkeit Vietnams“) bekannt und wurde maßgeblich von Ho Chi Minh organisiert. Konkret kämpfte die Gruppe gegen die kolonialen Besatzer des Hitler-Deutschland nahestehenden französischen Vichy-Regimes und deren verbündete japanische Besatzer. In dieser Zeit bekam Viet Minh auch Unterstützung aus den USA.

Imperien wechseln sich ab

Wer solche Ansichten verbreitet, muss ein übler Kommunist sein. Zumindest, wenn man der Logik der US-Regierung nach dem zweiten Weltkrieg folgt. Zwar ziert der zitierte Satz ziemlich wortgleich auch die US-Verfassung, doch was macht das schon, wenn der Satz von Ho Chi Minh an den Beginn der Unabhängigkeitserklärung Vietnams geschrieben wurde? Ho Chi Minh wollte schließlich den Bauern politischen Einfluss verschaffen, wozu eine Landreform gehörte, außerdem kämpfte er für die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie die Überwindung des Kolonialismus. Also ein übler Kommunist, oder?

In was für einer Welt wirkte Ho? Vietnam, ein Jahrhunderte lang geknechtetes Land, erst unter chinesischer Vorherrschaft, dann seit Mitte des 19. Jh. als französische Kolonie „Indochina“ (Vietnam, Laos, Kambodscha), spürte nach dem zweiten Weltkrieg, als viele der großen Kolonialmächte merkten, dass sie ihre Kolonien nicht mehr halten konnten, endlich den Hauch der Freiheit. Die lokale Befreiungsbewegung wurde als Viet Minh („Liga für die Unabhängigkeit Vietnams“) bekannt und wurde maßgeblich von Ho Chi Minh organisiert. Konkret kämpfte die Gruppe gegen die kolonialen Besatzer des Hitler-Deutschland nahestehenden französischen Vichy-Regimes und deren verbündete japanische Besatzer. In dieser Zeit bekam Viet Minh auch Unterstützung aus den USA.

Was hat Vietnam verbrochen?

Vor allem vom unabhängigen Norden ausgehend, wo Ho Chi Minh regierte, gab es Bestrebungen der Wiedervereinigung der künstlich getrennten Landesteile. Gegen das zunehmend brutaler agierende Diem-Regime wandten auch die Nordvietnamesen zunehmend robustere Mittel an, auch militärische. Unterstützt wurde das dadurch, dass die USA die durch das Genfer Abkommen für 1956 in Aussicht gestellten Wahlen hintertrieben, da sie mit Recht fürchteten, dass ihr Wunschkandidat Diem nicht gewinnen würde.

Kennedys größter Fehler in Vietnam war, dass er den Norden und den Süden stets als zwei unterschiedliche Länder betrachtet hatte. Dies führte dazu, dass das militärische Eingreifen des Nordens im Süden als Invasion verstanden und die kommunistischen Großmächte – insbesondere China – als Urheber der Aggression gesehen wurden.“ So urteilt Odd Arne Westad, ein Historiker des Kalten Krieges.

Erstens also das Verkennen des Freiheitsstrebens als Triebkraft der Vietnamesen, zweitens die Kalter-Krieg-Paranoia, die Angst vor einer Ausbreitung des Kommunismus in ein Land nach dem anderen, die wie Dominosteine fallen würden, besiegelten das Schicksal Vietnams.

Illegaler Angriffskrieg

Präsident Truman hatte 1951 zivile Berater nach Südvietnam geschickt, Eisenhower schickte 1954 Militärberater, Kennedy entsandte 1962 Kampftruppen als Hilfstruppen. Erst Präsident Johnson rief 1964 zum offenen Krieg auf. Da es dafür kein UNO-Mandat gab, handelt es sich um einen illegalen Angriffskrieg. Doch die US-Regierung gab sich Mühe, den Krieg als einen Akt der Selbstverteidigung zu erklären: Johnson erklärte, der US-Zerstörer Maddox, ein Schiff, das im Golf von Tonkin vor Nordvietnams Küste kreuzte, sei wiederholt angegriffen worden. Das war zwar eine Lüge, verschaffte aber den Vorteil, als Angegriffener das Recht auf Verteidigung zu beanspruchen.

Neue Kriege

Neu war in dem Krieg die maßgebliche Rolle der Freiheitskämpfer, die wichtiger waren als die offizielle Armee. Die gesamte Bevölkerung wurde vor die Wahl gestellt, die Freiheitskämpfer zu unterstützen und sich damit in den Augen der Invasoren schuldig zu machen, oder sich mit den Invasoren gegen die eigenen Befreiungskämpfer zu stellen. (Anschaulich wird das dargestellt in Oliver Stones Film Between Heaven and Earth, der die Perspektive einer vietnamesischen Zivilistin einnimmt.)

Die US-Armee versuchte, die Nachschubwege aus dem Norden zu bombardieren. Als das gelungen schien, kamen aber weitere Kämpfer. Sie nahmen nun Wege durch den Wald in den Nachbarländern Laos und Kambodscha, was zu deren Bombardierung führte (illegale Angriffskriege Nr. 2 u. 3 in der Region).

Aber wäre es nur bei den Bomben geblieben! Um den Freiheitskämpfern den Sichtschutz der dichten Dschungelbewaldung zu nehmen, setzten die US-Streitkräfte das Entlaubungsmittel Agent Orange ein, das auch die Menschen auf dem Boden krank machte, Krebs und schwere Erbschäden hervorrief.

Ein weiteres Kampfmittel war der Einsatz von Napalm, einer Art Benzin-Gelee, was gut am Körper haften bleibt und zu Brandverletzungen oder Tod führt. Berühmt wurde ein Foto mit Kindern, die vor einem Napalm-Angriff fliehen. Das Mädchen überlebte die Brandwunden:

Beendigung des Krieges

Nach zunehmenden Protesten der US-Bevölkerung, die wegen der Todesnachrichten ihrer wehrpflichtigen Söhne ins Nachdenken geraten war, nach Studenten-Protesten und aufgrund wacher, investigativer und kritischer Medien-Berichterstattung, die sich nicht scheute, Kriegsverbrechen wie das Massaker von My Lai aufzudecken, sah sich die Regierung schließlich am 27.01.1973 gezwungen, ein Friedensabkommen zu unterzeichnen. Ziel sollte ein Ende der Kampfhandlungen und eine Wiedervereinigung des Landes sein.

Trotzdem blieb der Rückzug aus. Insgesamt versuchte man die Regierung im Süden, die den Frieden nicht wirklich akzeptierte, zu stützen. Erst als nordvietnamesische Kämpfer am 1. Mai 1975 Saigon, die Hauptstadt Südvietnams, militärisch eroberten, verließen die US-Truppen das Land, diesmal Hals über Kopf.

Beendigung des Krieges

Nach zunehmenden Protesten der US-Bevölkerung, die wegen der Todesnachrichten ihrer wehrpflichtigen Söhne ins Nachdenken geraten war, nach Studenten-Protesten und aufgrund wacher, investigativer und kritischer Medien-Berichterstattung, die sich nicht scheute, Kriegsverbrechen wie das Massaker von My Lai aufzudecken, sah sich die Regierung schließlich am 27.01.1973 gezwungen, ein Friedensabkommen zu unterzeichnen. Ziel sollte ein Ende der Kampfhandlungen und eine Wiedervereinigung des Landes sein.

Trotzdem blieb der Rückzug aus. Insgesamt versuchte man die Regierung im Süden, die den Frieden nicht wirklich akzeptierte, zu stützen. Erst als nordvietnamesische Kämpfer am 1. Mai 1975 Saigon, die Hauptstadt Südvietnams, militärisch eroberten, verließen die US-Truppen das Land, diesmal Hals über Kopf.